Mittwoch, 1. April 2009

Aus mit Finish

Gestern abend aus gewesen. In einigen Kneipen. Bier getrunken. Mit Harri geredet. Harri betont man auf dem ersten 'a', also nicht wie in 'Harry, hol schon mal den Wagen', sondern wie in 'Sahara' auf dem zweiten 'a'. Klar soweit? Harri ist Finne. Harri ist ein Klischee. Harri ist ein lebendes, finnisches Klischee. Harri hat ein Temperament wie eine Flussbegradigung und mit ihm zu reden, ist wie einem zähen Tropfen beim tropfen zuzuschauen, wobei der Tropfen nicht fällt, sondern in einer Art Gleichgewicht zwischen Gravitation und Viskosität immer wieder an seinen Ausgangspunkt zurückgezogen wird. Mehrfach hat Harri mitten im Satz aufgehört zu reden. Schwierig dann was zu sagen. Ich wusste nie, hat er jetzt tatsächlich den Satz beendet, sucht er noch nach Worten oder macht er einfach gern mal 'ne Pause beim reden.

Ansonsten aber ist Harri ein cooler Typ. 53 Jahre, hat als Marketing-Researcher geearbeitet. Hat jetzt seine Frau verlassen (oder sie ihn?), und will jetzt in Malaga bleiben. Er meint, Finnland sei genau so, wie man es sich überall in der Welt erzählt: Scheiße. Das Wetter ist lausig und das das ganze Jahr. Die Bewohner sind unkommunikative, depressive Zwangssäufer mit einer Abneigung gegen andere Menschen, Dinge und Zustände. Finnen mögen nur Wodka und sich. Wobei sie bei sich selbst auch gerne Mal ne Ausnahme machen, weswegen sie zu extensiver Selbstkasteiung neigen, die Mittels zuviel Wodka ausgeübt wird.

Harri würde "The Lamb Lies Down on Broadway" und "The White Album" mit auf eine Insel nehmen und er kann nicht singen. Dies hat er eindrucksvoll bewiesen, als er auf einmal unvermittelt zu "Come on Baby Light My Fire" mitgesungen hat. Gut, er sang einen anderen Text und eine andere Melodie, aber da in der Kneipe der Song von den Doors lief, er mir kurz vorm Singen mitteilte, dass er das Lied möge, meinte ich mir sicher sein zu können, dass er wohl auch das singen wollte. Ohne diese vorangegangene Information hätte man das nicht ohne weiteres heraushören können.

Und so nahm der Abend seinen durchaus amüsanten Lauf. Ein Bier folgte dem nächsten. Ein Wort ergab das andere, wobei die Frequenz der Biere höher war als die der Worte. Gegen 2 Uhr war dann alles dicht. Die Kneipen, der Harri und der Jörch auch. Doch wer jetzt mutmaßt, ich hätte mir mal wieder nur aus lauter Jux und Dollerei den Zerebraltrakt rejustiert, der sei versichert, dass dies nur aus Gründen der Völkerverständigung und der Sprachkunde geschah. Denn "Kater" heißt auf spanisch "resaca".

Wir lernen:

La resaca.

Tengo una resaca.

Und jetzt alle!

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