Samstag, 13. Juni 2009

Nachtrag: Marbella

In Marbella tobt der mondäne Mops. Fest in englischer Hand gibt es hier alles zu kaufen, ähnlich wie im berühmten londoner "Parrots".

Doch nur in Marbella gibt es auch Dinge, die sonst nur schwer erhältlich sind:

Freitag, 12. Juni 2009

Nacktbilder

Malaga bei Nacht. Den Witz mit dem komplett schwarzen Bild spare ich mir!

Das Hauptproblem bei Nachtaufnahmen ist doch die vorherrschende Abwesenheit ausreichender Beleuchtung. Dennoch gewinnt gerade eine Stadt wie Malaga im Dunkeln wesentlich an Reiz.

Einige Fotos sollen davon künden!

Obelisk zu Ehren von Don No Sé auf dem Plaza de la Merced:
Calle Larios - Haupteinkaufsstraße und Touristenneppmekka. Seit einigen Tagen mit Bettlaken überhängt. Man weiß nicht genau, warum. Hat wohl was mit Franco zu tun, aber die Meinungen gehen diesbezüglich auseinander.
Die Katedrale. Ein für Malagatouristen eher ungewöhnliches Motiv:

Teatro Cervantes. Hauptkulturzentrum Malagas. Ein Gebäude, dass sogar auf einer Nachtaufnahme eher unscheinbar bleibt. Der Vollständigkeit halber...:
Mein Wohnzimmer bei Nacht:
Eingangsbereich der Alzalballaballa:
Die Stadtverwaltung. Der Spanier nennt das Ayuntamiento.
Und der Blick von meinem Wohnblock auf Malaga. Zugegeben, ein wenig sehr urban, dafür aber authentisch:
Gute Nacht.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Era una vez...

Am Wochenende geht der gepflegte Spanier in den Zoo. Der nächste Zoo ist jener in Fuengirola, einer von der UN noch anzuerkennenden britischen Exklave, ähnlich Gibraltar. Und genau wie dorten, muss man auch hier Eintritt bezahlen, um der Viecher angesichtig zu werden. Um genau zu sein verlangen die Verbrecher des fuengirolesischen Zoos 15.50 Euro (in Worten: Fuffzeheurofuffzisch!) Eintritt. Wohl wissend, dass wenn man sich schon mal auf den Weg dorthin gemacht hat, man nicht so so ohne Weiteres unverrichteter Dinge wieder abzieht. Richtig gedacht.

Dennoch, zur Ehrenrettung, der Zoo ist jeden Cent wert. Man mag über Zoos denken was man will, aber hier sahen die Tiere über weite Strecken recht glücklich aus und schienen weniger mit ihrem Los zu hadern als ihre Leidensgenossen in den kleineren deutschen Zoos.

Beweisstück A:
Jungtiger. Erkennt man an der typischen Fellzeichnung des Jungtiers:
Ein Faultier. Oder ein vergessener Feudel. War auf die Distanz nich' auszumachen:
Die restliche captive Fauna neigt (ebenfalls) zur landestypischen Motivationslosigkeit:
Störung der Siesta wird nicht gern gesehen:
Und nach der Siesta erwacht der Schalk im Affen und zum Zeitvertreib wird der Kasuar gezwiebelt:
Doch im Allgemeinen hängt man einfach nur rum:

Im Übrigen sind Mutter und Kind wohlauf ((Hier nur Kind. Mutter ist untergetaucht!):

Sonntag, 24. Mai 2009

Subjunktiv is Godzilla

Es gibt schöne Sprachen, es gibt hässliche Sprachen und es gibt Spanisch. Spanisch ist hinterlistig. Es gibt sich einfach auf den ersten Blick, lockt dich mit vermeintlicher Einfachheit, und sobald du vom Nektar der vorgeblichen Leichterlernbarkeit genascht hast, fängt sie dich und verdaut dich.

Mit anderen Worten: 's is nich einfach.

Mit noch anderen Worten: Der Subjunktiv ist dem Deutschen einfach fremd. Der Subjunktiv ist eine Form, die schon die Franzosen verwenden, um eine Art Sprachhygiene beizubehalten. Sprachhygiene in dem Sinne, als dass man es den schmutzigen, kulturlosen Ausländern nicht allzu leicht machen will, die Sprache zu erlernen, nur um ihnen dann später vorwerfen zu können, sie hätten sich nicht bemüht.

Um es kurz zu machen, der Subjunktiv ist a) unnötig und b) nicht erlernbar. Dabei sind die Regeln relativ einfach:

Man verwendet den Subjunktiv, um Wünsche oder Bitten auszudrücken. Auch Ratschläge. Außer natürlich, der Ausdruck bezieht sich auf eine Form, die einen Grad der Sicherheit ausdrückt. Dann wird der Indikativ verwendet. Genauso kann das Verb "sagen" ein Verb der Sprache, aber auch ein Verb der Einflussnahme sein. Dann kommt es darauf an, ob man in der positiven oder negativen Form spricht. Darüberhinaus scheint das Wetter, das Datum und die Haarfarbe des sprechenden einen nicht ganz unmaßgeblichen Faktor darzustellen.

Doch warum das alles? Wozu braucht eine Sprache diese spezielle Form? Der Rest der Welt kommt ganzu gut ohne sie aus. Anders gefragt: Deutsch als reinste und schönste Form zwischenmenschlicher Kommunikation benötigt auch keinen Subjunktiv. Warum also das Spanische?

Hat Goethe einen Subjunktiv für seine Glocke gebraucht?

Nein!

Na also!

Ich werde ihn ignorieren. Sollen sie ihn verwenden, bis ihnen noch was Übleres einfällt. Ich mach da nicht mit.

Indikativ rules! Alle Macht dem Imperativ! Aber keine Macht dem Subjunktiv!

Donnerstag, 21. Mai 2009

Inselaffen

Gibraltar, oh verträumter Felsen im Meer. Idyllische Enklave englischer Kultur, letzter Rest des einstmals mächtigen Empire, Heimat der südlichen schwanzlosen Inselaffen.

Aber soviel zu den Engländern.

Gibraltar ist sehr schön. Die Sprachkultur ist interessant. Das Klima ist warm, der Verkehr gesittet und die Preise moderat.

Höhepunkt sind aber die dort lebenden Berberaffen. Dass sie die Touristen bestehlen ist ein übles Gerücht. Dazu sind sie einfach zu entspannt.

Der gemeine Berberaffe hat ein Problem mit dem Trinken:
Getreu dem Motto "Wie der Herr, so's Gescherr", leiden auch die Berberaffen unter den typischen Problemen kleiner Populationen: Lustlosigkeit...
... die sogenannte "stiff upper lip"...
... Verfressenheit bei gleichzeitigem völligem Verfall der Kochkultur und Tischsitten:
Trotzdem zeigen uns diese pelzigen Freunde (um mal mit Heinz Sielmann zu sprechen), was richtig und wichtig ist im Leben. Meine Mutter hat schon gesagt, dass ausreichend Schlaf das Leben verlängert:
Und Fell- und Beziehungspflege müssen kein Widerspruch sein:

Samstag, 9. Mai 2009

Verträumte, kleine Fischerdörflein...

sind leider aus, bekommen wir auch nicht mehr rein.

Nerja muss man sehn. Nerja ist toll. Nerja ist das schönste, kleinste und verträumteste Fischerdörflein, das man sich überhaupt nur vorstellen kann. Und es gibt eine Tropfsteinhöhle. Und viele verträumte, kleine Gassen.

Und man spricht Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch, Finnisch und - wenn man rechtzeitig bucht - auch diesen lustigen Klick-Dialekt dieser Buschmänner aus dem Film "Die Götter müssen verrückt sein". Nur verträumt ist das leider nicht.

Höchstens wenn man die Preise in den notorisch authentisch sich gebenden Cafés und Bars sieht, kann einen eine Art Fiebertraum umfangen. Was aber nicht das ist, was uns der Dichter damit sagen wollte.

Also, Nerja kann man getrost von der Liste touristischer Notwendigkeiten streichen. Es sei denn natürlich, man hat einen akuten Bedarf an entweder Gürteln, lustigen Hüten oder Geldbörsen. Dann ist Nerja natürlich der Ort der Wahl. Was auch wiederum eigenartig ist: Wieso ausgerechnet diese drei Sachen. Gut, Hüte kann man verstehen. Wenn die spanische Sonne sommers herniederbrennt und dem Touristen die Glatze versengt, dann können Mützen nützen. Und wenn man über den entsprechenden alkoholinduzierten Humornotstand verfügt, findet man auch einen rosa Cowboyhut mit Kunstpelz witzig.

Sei's drum.

Aber Gürtel? Der gemeine Tourist fährt doch nicht ans südliche Gestade, um sich einen Gürtel zu kaufen? Wie soll ich mir das vorstellen? Familie Schmitz aus Fidelcastrop-Rauxel macht sich Samstagmittags auf den Weg nach Spanien, man genießt den Stau und rekapituliert im Auto sitzend die Notwendigkeiten, die man Daheim besser nicht vergessen hat. Sicherungen rausgedreht? Check! Schlüssel den vertrauenswürdigen Nachbarn gegeben, dass diese wahlweise die Damenunterwäsche durchwühlen oder die Blumen gießen? Check! Den Wecker mit dem Hundegebell zum Diebe verschrecken auf "Täglich ab 20 Uhr bellen wie dumm" gestellt? Check!

Doch kurz hinter Avignon schreit Heinz im mitten im Versuch, ein auf 120 km/h aufgemotztes Mofa eines avignonesischen Eingeborenenjungen zu überholen, panisch auf. "Gisela, isch han kein Gürtel mitjenomm!". Doch Gisela weiß Rat und Hilfe: "Heinz, dat is getz ma gaakein Problem, da kaufse dich einfach mal 5 in Nerja, weil die ham die besten!".

Definiert sich dadurch der Bedarf an Gürteln? Reicht das, um eine innenstadt flächendeckend und erflogreich mit Gürtelverkaufsständen zuzupflastern?

Offensichtlich.

Samstag, 2. Mai 2009

Tough Neighbourhood

War heute das erste Mal wieder bei meinem Auto. Massive Einbruchsversuchsspuren an der Beifahrertür.

Entweder wurden sie gestört, oder sie haben gemerkt, dass hier nix zu holen ist.

Es ist schlimm. Ich hab immer Recht. Naja, wenn ich Übles befürchte.

Aber wie sagt der Spanier? "Vamos a ver!". Wir werden sehen!

Ich hoffe ja immer noch, dass "sie" von der Erbärmlichkeit meiner Karre überzeugt sein werden und mir aus lauter Mitgefühl eine zweite nebendranstellen.

Freitag, 1. Mai 2009

Dienstag, 28. April 2009

Tangerunglück

Nächster Halt: Tanger. Zweitgrößte Stadt Marokkos und größter Industriestandort. Angeblich wurden hier große Teile von Casablanca gedreht, ganz einfach weil Tanger mehr nach Casablanca aussieht als Casablanca selbst.

Tanger steht im Ruf viele Reiche, Schöne und Verstorbene zu beherbergen. Das kann man sich nur schwer vorstellen. Alles in allem ist Tanger, soweit ich das beurteilen kann, eine normale marokkanische Stadt und leidet deshalb unter dem gleichen Verfallbefall wie die anderen auch. Die Innenstadt wird dominiert von herumsitzenden oder stromernden Männern, wovon die meisten sich auf den Vertrieb illegaler Rauschwaren spezialisiert haben.

Doch der Reihe nach. Zunächst wurden wir mit dem Bus durch die sehenswürdigeren Stadtteile chauffiert. Dazu gehörte auch ein fast kaum touristischer Halt an einer Stelle, an welcher Touristen Kamele beschauen und -steigen konnten. Was auch viele machten. Was mir komisch vorkommt, weil seit dem mittleren 20. Jahrhundert hat doch das Kamel als Objekt fantastischer Erzählung wagemutiger Weltreisender doch ein wenig verloren. Will meinen, jeder hat doch schon mal eins gesehen? Dennoch rastete die Reisemischpoche kollektiv aus und für 15 Minuten war da ein Kamelherzen und entgeltliches Fotografieren, dass es eine Art hatte.
Und so sieht ein Kamel aus, liebe Kinder. Wobei es sich faktisch um kein Kamel handelt, sondern um ein Dromedar, wie der Zoologe weiß. Ein Kamel hat 2 Höcker, ein Dromedar nur einen. Und wieder was gelernt. Weswegen die Zigaretten eigentlich auch "Dromedar" heißen müssten, es aber aus marketingtechnischen Gründen nicht tun.

Weiteres Highlight war die Besichtigung der zwei Meere. Ein kleiner Landvorsprung, von welchem aus man die Nahtstelle zwischen Mittelmeer und Atlantik bewundern kann. Wenn man ganz genau hinschaut, in einer gedachten Geraden hinter dem Leuchtturm, kann man sehen, inwiefern sich die Wasser des Mittelmeeres in überhauptnichts von denen des Atlantiks unterscheiden.
Und dann in die Innenstadt. Um mit Homer Simpson zu sprechen: Laaaangweilig. Tanger ist, was die Medina betrifft, ähnlich wie Tetouan, nur nicht ganz so pitoresk. Zwar gibt es auch die engen Gässchen und die kleinen Stände, doch es fehlt einfach der spektakulär magenzerreisende Geruch.

Nachdem uns der Reiseleiter durch die Medina geprügelt hatte als bekäm er Geld dafür, hatten wir 30 Minuten Freizeit. Davon konnten wir allerdings gleich 10 Minuten abziehen, die der Leiter dafür aufwenden musste uns zu erklären, wohin wir am besten NICHT gehen sollten, solange uns an der persönlichen Bewegungsfreiheit gelegen sei. Da mir daran durchaus gelegen ist, habe ich mich an eine Gruppe Mädels drangehängt. Das hat unter anderem den Vorteil, dass sie zuerst sie fangen und mir dadurch Zeit geben, mich in die Hecken zu schlagen.

Die Mädels waren allerdings auf Feindfahrt. Irgendwer hat ihnen nämlich erzählt, dass es ein Viertel gäbe, in welchem gefälschte Markenware für billig Geld zu erwerben sei. Sie reagierten ähnlich gelassen wie Drogenabhängige beim kalten Entzug, wenn der Dealer ne Lokalrunde schmeißt. Ihnen auf den Fersen zu bleiben war nicht einfach. Letztlich haben wir den Laden gefunden und hatten noch ca. 10 Minuten Zeit. Die Mädels haben sich die Waren angeschaut und kamen zum Entschluss, dass das alles ein Dreck sei und sie doch lieber daheim das Original kaufen. Dann hetzten wir zurück.
Tanger: Definitiv keine Stadt für Klaustrophobiker.

Montag, 27. April 2009

Ma Baker

... nee, Ma-Rokko. Marokko ist ein Land im Norden Afrikas und liegt direkt gegenüber von Spanien, was einen Besuch dort vereinfacht, wenn man sich in Spanien aufhält. Also unten. Im Süden. Im Süden Spaniens. Von Bilbao aus ist es dann doch auch noch weiter weg. Obwohl also auch Bilbao in Spanien liegt. Aber eben im Norden. Aber gut.

Auf jeden Fall war ich am Freitag Abend in Marokko. Der erste Eindruck war, um es vorsichtig auszudrücken, verheerend.

Das Wort "Marokko" kommt aus dem Hochphönizischen und bedeutet: "Land wohin die Mercedesse gehen, wenn sie sterben". Hier sehen wir den Taxistand direkt hinter der Grenze in Ceuta, der spanischen Exklave und Grenzstadt auf dem afrikanischen Kontinent.

Aus irgendwelchen Gründen haben die Marokkaner ein unheimliches Faible für alte Benz als Taxifahrzeug der Wahl.

Wunderschöne alte W123 und Strich8er. Ich war weit über die Grenzen rationalen Denkens hinaus zunächst entsetzt, dann begeistert und endlich schwerst angepisst. Immerhin scheint sich dort jeder dahergelaufene Taxifahrer mein Traumauto leisten zu können, während ich darauf angewiesen bin, mit zuverlässigen aber langweiligen Japanern umeinand zu fahren.

Das Land an sich ist ganz genauso, wie man sich Afrika nun überhaupt nicht vorstellt. Die Landschaft erinnert mehr an die Schweiz, wenn dort Olivenbäume wachsen würden und die Schweizer kein Geld für richtige Häuser hätten.


Marokko ist über weite Teile - also die, die ich gesehen habe - quietschgrün. Allenthalben wächst und wuchert es. Marokkos Wirtschaft basiert auf Ackerbau, Vieh- und Fischzucht sowie auf der Unterdrückung der Frau. Nicht umsonst gilt Marokko als fortschrittlichstes und wirtschaflich erfolgreichstes Land Afrikas.

Unser Hotel, das "Chez Saqueratte", eine erlesen baufällige architektonische Verwegenheit aus den frühen 90er Jahren, war von eigener Qualität. Angekündigt war die Unterbringung in einer 4 Sterne Anlage. Doch Marokko scheint ein unsicheres Land zu sein, man hat dem Hotel wohl einen Stern erst kürzlich entwendet.

Dennoch vermissten wir nicht den für ein Haus dieser Kategorie üblichen Komfort: reispapierdünne Wände, durch die man die Aktivitäten der Nachbarn und der Leute auf dem Flur sehr gut verfolgen konnte. Eine Toilette, die ein olfaktorisches Erlebnis der Sonderklasse bot, sowie der schon fast liebgewonnene Schimmel an Duschvorhang und Wänden.

Das Essen im Hotel war landestypisch. Oder auch authentisch. Es gab wenig, und das war schlecht. Dafür waren die Ober nett. Man hat uns vor Reiseantritt versichert, dass man überall in Marokko Spanisch spräche. Stimmte auch soweit, wenn man unter "Spanisch sprechen" die fehlerfreie Aussprache und Verwendung der Worte "Si" und "No" versteht. Darüber hinaus ist des Marokkaners spanischer Wortschatz irgendwo zwischen "übersichtlich" und "nicht vorhanden". Das war aber alles kein Problem, denn immerhin können sie auch kein Französisch oder Englisch. Sie reden hauptsächlich Arabisch. "Shukran" heißt "Danke" und "sükren" heißt "besoffen".

"Besoffen" ist ein gutes Stichwort. Marokko als Land ist ein islamisches. Der Islam scheint sich vor allem durch die Abwesenheit all dessen zu definieren, was schön und gut ist im Leben. Dazu gehören Hunde, die als unrein gelten, die Gleichberechtigung der Frau, die als uncool gilt, sowie der Genuss von Alkohol, der als schlicht dämlich gilt. Was umso unverständlicher ist, da das Wort "Alkohol" ein arabisches ist. Das Zeug erst erfinden, und dann nichts davon auf Lager haben, das hab ich ja gerne!

Kurz: Es gibt kein Bier in Marokko. Es gibt auch sonst nichts zu trinken, außer Kaffee, Cola und Fanta. Und einen grünen Minztee, der zwar sehr lecker ist, aber traditionell so süß ist, dass es einem die Schuhspitzen nach oben biegt. Was hinwiederum die traditionelle Schutracht der Marokkaner erklärt.

Um ehrlich zu sein, mit der Unterdrückung der Frauen könnt ich umgehen. Auch der Mangel an Hygiene oder einer erkennbaren Infrastruktur stellt für mich kein langanhaltendes Hindernis dar. Aber kein Bier? Ohne mich! Dann sollen sie halt ihre Dokumentation selbst schreiben, auf mich müssen sie verzichten.

Doch heiter weiter. Samstags stand die Besichtigung des malerischen Städtchens Tetouan auf dem Programm. Tetouan ist die zweitälteste Stadt Marokkos und hat die zweitschönste Medina. Die erstälteste ist Fes und dort gibt es auch die erstschönste Medina. Doch Fes war weit weg, also mussten wir uns mit der zweiten Wahl zufrieden geben. Tetouan wurde von den Phöniziern gegründet, von den Römern zerstört, wieder aufgebaut, von den Berbern besetzt, von den Franzosen zerstört und so ist es mehr oder weniger bis heute erhalten geblieben. Die Innenstadt, die Medina, besteht aus geschätzt 5000 Kilometern übelriechender Straßen, in welchen man gelegentlich Skelette von Touristen findet, die ihre Reisegruppe verloren haben. Pittoresk.

Viele Javas wurden nach dem Untergang des Imperiums arbeitslos und müssen sich nun ihr karges Brot als Bettler verdienen.
Zum Glück war es recht kühl an diesem Tag. Der Fischmarkt ist interessant und schön und riecht wie mein Kühlschrank. Ich möchte mir wirklich nicht vorstellen, wie es an einem heißen Tag riecht. Wahrscheinlich dann wie die Toilette im Hotel.
Auch gibt es Chickennuggets in unverarbeiteter Form zu erwerben. Ich esse nie wieder Huhn.
Alles natürlich strenge überwacht vom lokalen Sicherheitsdienst.
Der natürlich sein karges SD-Salär noch durch den Verkauf gedünsteter Schafsohren aufbessert.

Weiterhin gab es allerlei Buntes zu kaufen. Über Zweck und Nutzen der Puder konnte mir auch der Reiseleiter nur eingeschränkt Auskunft geben. Ich vermute allerdings schwer, dass dieses Zeug einzig dazu dient, den Touristen zu erlauben, beeindruckend bunte Bilder zu machen. Oder sie versuchen über diesen Umweg die Farbrezeptoren der Kameras zu beschädigen. Denn in Wirklichkeit mögen sie es nicht, fotografiert zu werden. Nachvollziehbar, eigentlich. Das ist auch der Grund, warum viele Bilder zum neigen neigen. Ich hab die meisten nämlich aus der Hüfte geschossen.
Die lokale Spezialität "Tütenkatze" oder auch "Gata para llevar" wollte ich allerdings nicht ausprobieren.
Apropos Katzen. Der komplette Mangel an Hunden birgt natürlich die Gefahr der ungezügelten Vermehrung der Katzen in sich. Und sie finden das lustig.
Bleibt nun nur noch zu erwähnen, dass uns unser Reiseleiter noch in eine Künstlerkommune expedierte. Ich schätze mal, so ganz unvoreingenommen, dass es sich dabei hauptsächlich um entweder Verwandte oder Freunde von ihm handelte. Immerhin kamen wir so in den Genuss, eine Stunde lang Teppiche verschiedenster Unerträglichkeitsgrade bewundern zu dürfen. Alles natürlich von in Europa nicht erhältlicher Qualität und nachgerade lächerlich günstig. Und ist es zu glauben? Einige Leute haben tatsächlich etwas gekauft. Man zweifelt an der intellektuellen Integrität seiner Mitmenschen, aber es ist wahr. Der Reiseleiter war's sichtlich zufrieden.
Und Morgen gehts nach Tanger, zum Hasis kaufen.

Hasta Luego
El Jörch

Freitag, 24. April 2009

Im Übrigen...

... fahren wir heut mit Schiffen,
nach Marokko zum ...
einkaufen.

Des Reimes wegen, gilt es sich nicht aufzuregen.

Details folgen am Montag.

Schönes Wochenende und Hasta Luego
El Jörch

Donnerstag, 23. April 2009

Mit Bunny-Maus und Brainy-Maus am Strand

Ein fast ereignisloser Tag. In der Schule haben wir heute über unser Alter und künstliche Befruchtung gesprochen. Gerade was den zweiten Themenbereich betrifft ist das ein durchaus beachtlicher Sprung. Gerade noch sprachen wir über "wo wohnst Du?", "was arbeitest Du?", "wie alt bist du?", und schwupps, auf einmal reden wir darüber, dass viele Frauen sich in Spanien zuerst ihr Kind aussuchen, und dann später den dazu passenden Mann.

Ich bin erwachsen genug, um damit umgehen zu können. Und toll genug, um über das entsprechende Vokabular zu verfügen. Tja, so hatten "Was-ist-Was" und "PM" doch noch ihr Gutes. Lesen bildet.

Doch wie es überall auf der Welt ist: Wer hart arbeitet, muss auch hart entspannen.

Hier sieht das so aus, dass man an den Strand geht. Da mir die hektische Jugend so langsam deutlich auf den Senkel geht, bin ich heute alleine an den Strand, nur um dorten Bunny-Maus vorzufinden. Bunny-Maus ist die blonde Luxustochter. Man unterhält sich, trinkt ein Bier. Brainy-Maus kommt einige Minuten später. Man unterhält sich, trinkt ein Bier. Während Bunny-Maus langsam ins Delirium fällt, wirkt Brainy-Maus seltsam entrückt. Sie ist notorisch am Telefonieren, als würde Handystrahlung Hirn wachsen lassen und schaut übellaunig drein.

Da ich ein netter Mensch bin und mich um das Wohlergehen meiner Mitmenschen sorge, frage ich nach, was denn los sei. Ach, sie habe Probleme mit ihrem Freund daheim in Nordland. Er würde ihr vorwerfen, sie würde nur am Strand rumhocken und sich von den jungen Männern aufn Hintern gucken lassen. Oder so ähnlich.

Auf einmal wurde ich Zeuge einer ihrer wahrscheinlich wenigen hellen Augenblicke! Sie schaut mich an, schaut Harri an, schaut ihren Photoapparat an und bittet Harri und mich, zusammen zu stehen, damit sie ein Photo machen kann. Nun, Harri gab sich schüchtern, doch ich dachte mir, Nachtigall, ick hör dir trapsen. Und genauso wars. Brainy-Maus macht also ein Photo von uns zwei beiden nicht ganz so hübschen, schickt es per MMS zum Scheich, um zu beweisen, dass sie nur mit alten, hässlichen Männern unterwegs ist und Scheichen sich nicht Nass machen muss ob möglicher Besitzrechtsverletzungen. Scheich ruft einige Minuten später an und ist in der Tat beruhigt.

Ich bin ja Demütigungen gewöhnt.

Aber wenn wir in Marokko sind, verkauf ich das Stück an die Berber. Unhell aber nicht unattraktiv, das bringt 15 Kamele.

Mittwoch, 22. April 2009

These are hard times, my friend...

Sonntag ist Kinotag

In Malaga ist Filmfestival. Der Spanische Film feiert sich und da dürfen alle dabei sein. Der allgegenwärtig Antonio Banderas war da und der Sohn von Bunuel auch. Großer Hype. Überall stehen Leute vor den Hotels rum und warten darauf, die Unterschrift einer spanischen Filmgröße zu ergattern.

In der Innenstadt gibt es ein Zelt, dort kann man Filme umsonst anschauen. Umsonst ist gut, da es nichts kostet. Und da ich ja nun mal hier bin, um Spanisch zu lernen, dachte ich mir, dass sei doch mal eine gute Idee, Wortschatz und Sprachmelodie zu verinnerlichen.

Es wurde "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" von A. Almodovar gegeben. Wer mich kennt, weiß, dass sowas genau der richtige Film für mich ist. Doch leider machen die Spanier keine wirklich guten Filme (ja, es gibt Ausnahmen, Pans Labyrinth, z.B.). Und dieser Film bestätigte natürlich all meine Vorurteile. Wikipedia schreibt über den Film:

Dieter Krusche bezeichnet den Film in Reclams Filmführer als „eine lärmende, schrille Komödie, die ungeniert ganz vom Gesetz des Zufalls lebt. ... Almodóvar gibt nicht vor, die Wirklichkeit abzubilden, sondern schafft eine eigene unverwechselbare Realität, die auf vergnügliche Weise albtraumhaft erscheint.“

Für das Filmlexikon von kabel eins ist Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs eine „farcenhafte, frivol-humorig überdrehte Liebes- und Situationskomödie, deren extremer Rhythmus größeres Vergnügen bereiten kann als die satirische Substanz.“

Wir merken uns das Wort "alptraumhaft", das traf nämlich den Punkt. Eine alberne 80erJahre Klamotte der allerschlimmsten Kategorie, mit einem fast noch pubertären Antonio Banderas (sie haben nur den einen Schauspieler), einer nicht nachvollziehbaren Handlung und Spanisch. Fast scheint es, als würden die Spanier nach "Wörter pro Minute" bezahlt. Nur so kann ich es mir erklären, dass sie so schnell reden müssen.

Kurz und gut, ich habe nichts verstanden. Der Ton aus den beiden Notebooklautsprechern war Gerhörgangszerfetzend, die Bestuhlung wurde vom spanischen Physiotherapeutenverband gesponsort und der spanische Kinobesucher sieht darüber hinaus keine Veranlassung, nur weil er mal eben im Kino ist, auf sein übliches Kommunikationsverhalten zu verzichten. Das schließt den gemütlichen Plausch mit dem Sitznachbarn ebenso ein wie auch fernmündliche Kommunikation, wobei der Spanier natürlich auch lauter redet, weil er den Gesprächspartner ja nicht sieht.

Dennoch hatte ich viel Spaß.

Montag ist Kinotag

Mal wieder. Im Prinzip das gleiche wie am Tag zuvor, nur mit anderem Film. Wir sahen "Amantes". Nachdem, was ich verstanden habe, handelte der Film von einem Mann und zwei Frauen, wobei er eine davon tötet, weil die andere besser aussah und einer humpelnden Mutter mit einem Truthuhn.

Auch das hat Spaß gemacht, allein der linguistische Kenntnisgewinn beziffert sich auf fast Null, da auch in diesem Film die Schauspieler weniger "sprachen", als sich maschinengewehrartig Sätze um die Ohren zu hauen. Ich habe die Vermutung, die Spanier machen das absichtlich.

Dienstag

Im Wohnzimmer lernte ich zwei Mitschülerinnen kennen. Nikki ist 18, reich und von bunny-artiger Konsistenz. Yanika ist 20 und eher schlichten Gemüts. Wir kamen ganz gut miteinander aus und weiterhin darüber überein, abends mal eine kleine Runde um den Block zu machen.

Beide zusammen sind also zusammen nicht so alt wie ich und ich dachte mir, dass sei doch kein Problem, im Herzen bin ich ja jung geblieben.

Selten wurden mir meine Grenzen deutlicher aufgezeigt. Ich vergaß zu erzählen, dass beide aus Skandinavien kommen. Nikki aus Schweden, Yanika aus Norwegen. Oder umgekehrt, is ja auch Wurst, Elchland halt. Jetzt neigt der Nordländer, wie wir alle wissen, zu einer gewissen Zügellosigkeit, wenn es um den Alkoholkonsum geht. Aber um ein Schlagwort zu gebrauchen: Alter Schwede! Dass sogar schon der Nachwuchs so dermaßen trainiert ist im Umgang mit allem jenseits der 11%, ist über die Maßen beeindruckend. Ein Chupito nach dem anderen, einer greller, schlimmer und domestosartiger als der vorhergehende, und der Abend endete in einer Bar namens Opium. Dort gab es Wasserpfeifen, eine Bauchtänzerin, keine Luft und Chupitos. Ya- und Nikki tanzten, dass bestimmt irgendwo auf der Welt ein Land überflutet werden wird und ich fand heraus, dass ich Wasserpfeifen nicht vertrage.

Um 2 Uhr musste ich die Segel streichen, das Alter...

Mittwoch

Manche Tiere merken, wenn sie kurz vorm Sterben sind. Sie suchen sich dann einen ruhigen Platz, um in Ruhe zu verenden.

Ich wollte dies am Strand tun. Das Wetter verhinderte den Versuch.

Von Afrika her näherte sich eine Nebelwand und nach 10 Minuten am Strand hat sie denselben eingehüllt. Die Temperatur fiel um ca. 8 Grad und ich musste heimgehen und weiterleben.

Samstag, 18. April 2009

Krank

Ich glaube, ich bin der einzige Mensch, der es schafft, sich im Süden 'nen Schnupfen zu fangen. Ich habs aber geschafft, und nicht mal einen schlechten.

Doch was tun? In Deutschland gehst du in die Apotheke, sagst dein Sprüchlein und bekommst ein Mittel, dass dir die Illusion vermittelt, etwas unternommen zu haben.

Grundsätzlich ist der Vorgang hier ähnlich. Allein, es hapert am Sprüchlein. Das muss man hier nämlich auf Spanisch und nur auf Spanisch aufsagen. Doch da sich mein Hauptwortschatz auf die Themengebiete Bier, Bar und das Leben eines fiktiven "Antonio" (nicht der Lehrer, eine Figur aus den Lehrbüchern) beschränkt, ist alles, was ich in der Apotheke sagen könnte in etwa so richtig und erniedrigend, wie wenn ich Deutschland ankäme und sagte: "Willkommen, Gevatter Pharmacialienrat, mich kränkts im Gemächt und so erbät ich Eure Hilfe zu kurieren mein Leid!".

Was bleibt einem also übrig? Ich könnte die Krankheit vertagen, bis ich über ausreichend Wortschatz verfüge, mir die entsprechenden Mittel zu besorgen. Aber das geht natürlich nicht. Also habe ich das gemacht, was jeder gute Tourist im Ausland macht. Ich ging in die Apotheke und bot eine kleine mimische Darstellung meines Leids, mit all dem dramatischen Hustensimulieren, auf-die-Nase-deuten und Schniefgeräusche machen, kurz, sich alles in allem so zu gebärden, wie dieser Horst in den ersten Naziofarm-Werbespots.

Ich habe auch etwas bekommen. Nach kurzem Abgleich der Packungsaufschrift mit LEO bin ich mir nun fast sicher, dass es sich weder um ein Contrazeptivum handelt, noch der Bekämpfung der Hodenfäule dient. Immerhin, meine Charade hätte auf alles mögliche hindeuten können.

Ich nehme jetzt alle 4 Stunden eine dieser Pillen.

Wenn ich bis Übermorgen keinen neuen Eintrag geschrieben habe...

Hasta Luego
El Jörch

Freitag, 17. April 2009

Chupitos Reloaded

In welchem Land ist es normal, dass Lehrer mit ihren Schülern im Rahmen einer Exkursion Saufen gehen? Kann man mir das bitte mal erklären? Schulen sind Orte der Bildung, Lehrer sind die Hüter des Wissens und der Wahrheit. Ein Lehrer mit einer Kippe in der einen Hand, einem Bier in der anderen und einem Schnaps in der anderen ist im System nicht vorgesehen.

Macht man nicht. Schlechter Stil.

Noch schlechter ist natürlich der Stil der Schüler, die diesen Schlonz mitmachen. Was treibt einen verzweifelten, aber noch nicht völlig der Demenz anheimgefallenen 39 Jährigen dazu, Nachts um 12.30 in einer Bar mit dem Namen "Cool", umzingelt von bis zum Verlust der Muttersprache abgefüllter Jugendlichen, die zu erbärmlich übersteuerter raubkopierter Rap-Musik Paarungstänze aufführen, kleine infrafarbene Drinks unbestimmten und unbestimmbaren Inhalts in sich reinzuschütten? Ist das Ausdruck des Versuchs, den südländischen Lebensstil zu adaptieren? Oder ist die Annahme des noch nicht der Demenz Anheimgefallenseins schlicht falsch? Ist es vielleicht doch an der Zeit, im Institut "Nervenruh" vorstellig zu werden und 6 qm mit weichen Wänden zu beziehen?

Danach: Andere Bar, gleiche Geschichte. Auch hier: Chupitos.

Der Chupito ist ein Euphemismus und ein Diminuitiv obendrein. Nach oberflächlicher Recherche fand ich heraus, dass das sowas wie "Leckerchen" oder "Lutscherlie" heißt. Wie dem auch sei, die Teile sind schlecht für die Gesundheit. Und schlecht für die Spanier, deswegen trinken die das auch nur dann selbst, wenn sie damit Touristen zum Weitertrinken anstiften wollen oder aus Gründen des Umsatzes müssen. Doch sobald die enthirnte Touristenbrut von dem Gift soweit geblendet ist, dass sie die Umweld nur noch Bilitis-artig wahrnimmt, rühren sie das Zeug nicht mehr an.

Ich äußerte bereits gestern die Vermutung, dass ein Chupito wenig mit einem Getränk zu tun hat und eher dem Bereich der Haushaltshygiene oder chemischen Kriegsführung zuzuordnen ist. Alle Fakten sprechen dafür: Die Zutaten sind allesamt frei von jeglichen natürlichen Einflüssen. Da kommt nichts rein, was irgendwo mal gewachsen ist. Da kommt nur das Edelste rein, das entweder mit "-zephin", "-etan" oder "-ose" endet. Außerdem besteht ein Chupito immer aus mehreren dieser Kontaktgifte. Jede Substanz mag für sich genommen nicht zwingend letal sein, in der Kombination allerdings sinken die Überlebenschancen des Konsumenten auf unter Null. Und der Tod tritt nicht schnell ein. Langes Leiden. Langer Lazarettaufenthalt. Bindet viele Feindkräfte.

Der Chupito wirkt direkt und kompromisslos auf das Willenszentrum des Gehirns. Dies hinwiederum legt die Vermutung nahe, dass er in Wirklichkeit von entweder den Russen oder den Amis erfunden wurde, vielleicht als Abfallprodukt der Wahrheitsdrogenforschung. Und ähnlich wie AIDS hätte auch der Chupito nie das Licht einer größeren Öffentlichkeit erblicken dürfen. Spätestens nach dem zweiten Chupito leidet auch das Sprachzentrum. Die Worte "Nein", "will nicht", "hässlich" gibt es nicht. Chupitoabende ermöglichen genausoviele Beziehungen, wie sie beenden. Heißt es.

Natürlich nur beim Jungvolk.

Und wir vergessen nicht: "Resaca" ist spanisch für "Kater".

Hasta Luego
El Jörch

Noch ein Bild. Einfach so.

Donnerstag, 16. April 2009

Ausweitung der Kampfzone

Auch das schönste Wohnzimmer wird irgendwann mal zu eng. Man muss raus. Sei es auch nur, dass man der Frau beim Saugen und Staubwischen nicht dauernd im Weg ist.

Im Wohnzimmer wohnt auch Pepe, der eigentlich Hektor (glaub ich) heißt, wie ein Maori aussieht, aus Mexiko kommt und in den USA studiert hat. Pepe ist von Don-artiger Präsenz. Irgendwie scheint er immer in der Picasso-Bar zu sein. Er ist immer da und hält Hof. Ich dachte mir also, Pepe ist entweder wirklich der Viertel-Don, dem man Respekt, Orangen und gelgentlich einen Verwantden opfert, doch ich lag daneben. Pepe ist nach aller Leute Aussage ein netter Kerl, der sich von Sprachschülerinnen ernährt und nebenher Geschäftsführer der "Cool"-Bar ist.

Pepe ist Geschäftsmann und Alex war besoffen. Aus dieser Konstellation entstehen in der Regel Geldflüsse. Wenn ich in solch einer Konstellation gefangen bin, fließt sogar noch mehr Geld. Leider immer von mir weg, nie zu mir hin.

Was ich damit meine? Alex lernt also Pepe kennen, Pepe erklärt Alex die Lage und lädt ihn und mich in die Cool-Bar auf einen Chupito ein. "Chupito" ist der spanische Ausdruck für "viel Alkohol auf wenig Flüssigkeit" und heißt soviel wie "Kurzer". Der Kurze im Cool war wirklich kurz, dafür aber auch gelb und schmeckte nach Toilettenreiniger. Meine Vermutung, dass es sich auch genau darum handelte, wurde durch die echt überzeugend einschlagende Wirkung vertrieben. Oder sie haben hier besseren Toilettenreiniger als wir daheim. Wenn das so ist, dann sollte ich mich vor der Abreise mit hiesigem Toilettenreiniger eindecken und die Versuchsreihe daheim fortsetzen.

Doch ich schwiff ab.

Cool-Bar, Chupito und was bleibt? Intensives Chemieztronenaroma der Marke Lever. Dem musste man entgegenwirken und dabei ist Weapon of Choice ein entsichertes Heineken. Kein Problem. Die Bedienung war nett, jung, aus Schweden und ich musste annehmen, dass sie aus rein statisch bedingten Gründen riesige Füße haben musste, um nicht dauernd vornüber zu kippen. Gut, das Bier kam, floss und kickte. Pepe steht an den Schallplattenspielern als wär das noch nicht veraltet und legt Lokalfolklore auf. Irgendein südländischer Rap, der Fluchttriebe in mir weckte. Wenn ich den Fluchttrieb verspüre, muss man mir folgen. "Jörg will gehen!" ist der allgemein anerkannte, aber bisher noch nicht veröffentlichte 7. Satz der Thermodynamik und somit Naturgesetz. "La cuenta, por favor" ist spanisch und heißt "die Rechnung, bitte". Bigfoot brachte die Rechnung und ein Heineken kostet in dem Laden 4 Euro. Klingt normal für Europa, war aber das bisher teuerste Bier, dass ich hier getrunken habe. Der Preis stand in nur eingeschränkter Relation zur Lokalität und in quasi garkeiner zur Qualität des Bieres. Wer einmal Heineken getrunken hat, weiß, worüber ich rede.

Ein Grund mehr, weiterzuziehen.

Proxima estacion, "Zeppelin". Mittlerweile finde ich den Laden. Habe es Harri noch nicht erzählt. Ich bin böse, ich weiß, aber Harri neigt langsam zum Furunkeln: man kriegt ihn, einmal am Arsch, nicht wieder los. Wir waren gegen 11.30 im Zeppelin, mithin viel zu früh. Der dort heimische Barmensch heißt Profé, jedenfalls habe ich das so verstanden, ist bis zur Pankreas tätowiert, spricht leidlich Englisch, ist Basser in der garnichtmal so schlechten Band "Devil's Dandruff" und willig, jeden Musikwunsch zu erfüllen, den man hat, solange noch niemand im Laden ist.

So kam es also, dass Nachts um 12 in einer der wenigen Rockbars in Malaga Paolo Conte "It's Wonderful" zum Besten gab und die Stimmung ins Absurde zu kippen drohte. Erlöst wurde der arme Barmann durch das Auftauchen von Gästen.

Der erste Gast war früher als Wand beschäftigt, sturzbetrunken und so wollt es mir deuchen, homoerotisch orientiert. Er hat sich - natürlich von mir - eine Zigarette geschnorrt und, als ich ihm Feuer gab, die Hand gehalten. Rein überlebenstechnsiche Überlegungen verboten mir die Zärtlichkeit zurückzuweisen. Er teilte mir mit, er kenne Deutschland. Wie schön. Ich werde mir also ein stärkeres Türschloss kaufen müssen, daheim. Später erfuhr ich, nachdem Profé ihn wegen unerlaubten Bierimports aus dem Laden geworfen hat , dass es sich wohl um einen Knacki handelte. Ich schätze mal, er hat wegen verschiedener Sexualdelikte eingesessen. Die freundliche Art und der Schnauzer lassen mich das vermuten. Meine Befürchtung, er würde draußen auf mich warten, haben sich zum Glück nicht als wahr erwiesen.

Der Rest des Abends verlief entspannt und gediegen. Das Bier im Zeppelin ist billiger und besser. So mussten wir uns also anstrengen, den durch das überteuerte Heineken versauten Schnitt durch den Kosnum vieler billigerer Biere wieder zu verbessern. Haben wir getan.

Es muss so gegen 2 gewesen sein, als mich Alex in die ungefähre Richtung meiner Wohnung drehte und sagte "Lauf!". Und ich lief.

Heute Morgen ging es mir den Umständen entsprechend. Meine wiederholt geäußerten Wünsche, mich doch bitte zu töten, wurden allerdings nicht erhört. Ich muss auf diesem Gebiet wohl ein wenig an meinem Spanisch arbeiten.

Heute ist betreutes Trinken mit Antonio. Unter dem Euphemismus "Excursion de bares" geht unser Lehrer mit uns in 3 verschiedene Bars. Wir fangen im Cool an. Wahrscheinlich bekommt er Prozente.

Man wird sehen...

Hasta luego
El Jörch

Dienstag, 14. April 2009

X-(a)Men

Montag Morgen, du rechnest mit nichts Schlimmen. Du gehst in die Schule und hast nicht mal einen Kater. Du hast die blöden Sprüche irgendwelcher unlustiger übergewichtiger Comickatzen über deren Abneigung gegenüber dem ersten Wochentag vergessen.

Und dann kommt der Lehrer breitgrinsend an und verteilt einen Überraschungstest.

Ich hasse Tests. Ich hasse Examina jeglicher Art. Ich hasse es, geprüft zu werden. Ich habe eine profunde Abeigung gegen Fragen, die nur darauf angelegt sind, mich in die Irre zu leiten und mich dazu bringen sollen, Fehler zu machen.

Doch Antonio, der Lehrer, kam, sah und legte. Und zwar die Examensfragen auf den Tisch.

Alles in allem habe ich aber gelassen reagiert. Professionell. Fast schon abgebrüht.

Leider hat Benedikt durch einen beherzten Griff an meinen Gürtel verhindert, dass ich mich aus dem ersten Stock stürzte. Will meinen, mein erbärmlicher Fluchtversuch scheiterte durch Benedikts Intervention und ich war gezwungen, den Test zu schreiben. Der Test war nicht schwierig, aber es ist einfach die Situation: Test. Mein Gehirn schaltete sofort auf "Weichspülen ohne Schleudern" und ich habe in Rekordzeit alles vergessen, was ich die letzten beiden Wochen hätte gelernt haben sollen.

Hat aber trotzdem geklappt. 17 von 20 Punkten. Ich bin so toll. Ich bin der Held.

Ich erwarte eure Glückwünsche.

Die neue japanische Studentin hat allerdings völlig versagt, die dumme Nuss. Ich frag mich immer, wie man so doof sein kann. Man muss doch nur ein wenig kontinuierlich lernen. Ein wenig locker bleiben, sich ein wenig anstrengen. Aber nein, die doofen Weiber wollen immer nur feiern, fiesta, Halligallidrecksauparty. Da kann das ja nix werden. Aber sich dann über die Schlechtigkeit der Welt aufregen, als wärs deren Schuld. Ich habe nicht das geringste Mitgefühl und werde mich dafür einsetzen, dass sie eine Stufe zurückgesetzt wird. Ich möchte nicht mit dohfen Leuten arbeiten.

Ich sollte einen Lehrer für mich alleine haben, weil ich so toll bin.

Und jetzt geh ich heim, mich ein wenig selbst im Spiegel bewundern.

Hasta Luego
El Jörch (Nivel 2)

Sonntag, 12. April 2009

Es ist vollbracht!

Sonntag:
Heute ist wirklich die allerletzte, aber die sowas von allerletzte von Prozession durch's Dorf gewankt. Aus, vorbei, keine Madonnen, keine Jesen, keine Klansbrüder. Die Stadt schaltet um, von "außerordentlicher Wahnsinn" auf "ganz normaler Wahnsinn".

Freitag:
Natürlich haben die Malaguenos ausgiebig an ihrem schlechten Ruf gefeilt und sich am Freitag abend nochmal so richtig ins Zeug gelegt und alles an Verhaltensauffälligkeiten praktiziert, was der Katalog psychischer Erkrankungen hergibt.

Alkoholabusus:
Müllvermeidung vermeiden:
Und den Rekord brechen im Madonnen-durch-die-Gegend-tragen-und-dabei-einschlafen:

Im übrigen quietschen die Straßen. Das Wachs der Kerzen, das sich während der Prozessionen auf der Straße gesammelt hat, bildet einen soliden, fast fälchendeckenden Film über allen Straßen. Der Effekt ist nun folgender, dass jedes Auto, das selbst langsam über die Straße fährt, Geräusche verursacht, als würden die Verfolgungsjagden aus "Bullit" live aufgeführt werden. Das ist vor allem dann Quelle großen Spaßes und Heiterkeit, wenn man als Fußgänger panisch über die Straße hechtet, weil man ein vermeintlich heranrasendes Auto hört. Letztlich schleicht aber nur ein ältliches Gefährt, gefahren von einem ebenso ältlichen Fahrer, behäbig um die Ecke.

Aber das hält die Instinkte wach und den Geist rege. Sowas trainiert.

Samstag:
Gestern abend hat Alex zum Grillen eingeladen. Sowas geht wohl nur hier, in der Picasso-Bar. Ein mir bis dato fast völlig Fremder lädt mich zusammen mit Heinz, meinem Wohnzimmermitbewohner und Kellner der Herzen zum Grillen ein. Ich habe gefragt, ob ich noch andere Leute mitbringen könne und, klar, bring mit, wen du mitbringen willst. Das nennt man Vertrauen in die Menschen. Immerhin hätt ich ja auch Charles Manson und Georg W. Bush mitbringen können. Muss man sich ja nur mal vorstellen.

So sah die Blase aus:
Ich habe doch "nur" Anna, Julia und Benedikt mitgebracht. Charly hatte "im Keller zu tun" und George war zum Aalangeln in Alaska. Weiterhin haben wir noch Alex, Heinz und Vladimir.

Das Grillen war der Hammer. Frischer Fisch mit selbst gefangenem Thymian (oder sonst so ein Kraut, ich hab in Herbologie immer geschwänzt!), Gambas, Hamburger, dazu Tomaten, Brot, Bier und Rum. Den Rum brachte Vladimir mit, der hiesige Fahrradrickschaverleiher, ex-Russe und trinkfestes Multitalent. Wie man so schön sagt: Die Zeit verflog wie Dackel im Winde und gegen 12 Uhr war die gesamte Brut stramm in Schräglage. Wir waren dann noch im "Velvet-Club", einer sehr angenehmen Disco. Gut, es könnte auch die Sakristei der Kirche um die Ecke gewesen sein, ich war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vollumfänglich in der Lage, die mehr als unzuverlässigen Eindrücke meines angeschlagenen Sensoriums einzuordnen beziehungsweise zu verarbeiten.

Heute morgen fühlte ich mich nur eingeschränkt lebensfähig. Ein kurz nachmittägliches Testbier wirkte verheerend, ich musste die Testreihe vorzeitig abbrechen.

Wir haben Anna und Julia verabschiedet, die sich nicht ganz freiwillig wieder ins wunderschöne Kassel zurückexpedieren müssen. Darüber hinaus habe ich mich vom Farbensehen verarbschiedet. Ich bin aber zuversichtlich, dass Letzteres demächst wieder zurückkehren wird.

Ich übe zurzeit die spanische Terminologie aus dem Themenkreis Bad, Toilette und Magenbeschwerden. Übung macht den Meister.

Hasta Luego
El Jörch

Freitag, 10. April 2009

Ausnahmezustand

Leuts, sorry, hier geht garnichts mehr. Die Stadt ist dicht, die Bars sind dicht, und am Ende des Tages, der auch meist der Anfang des nächsten ist, bin ich es auch.

Vehemenz und Penentranz, Ausdauer und Inbrunst, mit welcher die Malaguenos die immer gleichen Figuren durch immer die gleichen Gassen mit immer der gleichen backenzahnplombenlösenden Musik tragen, verdient Respekt. Oder viele Zellen mit weichen Wänden, ich habe es immer noch nicht herausgefunden.

Beim Versuch, diesem staatlich verordnetem Chaos für einige Minuten zu entkommen, bin ich heute mit meinen neuen Freunden Benedikt, Anna und Julia den Strand entlanggelaufen. Eigentlich wollten wir heute in den botanischen Garten, der aber wegen angekündigten Regens, der dann nicht kam, abgesagt wurde.

Anna hatte die Idee, Jörg den Plan. Der jörg'sche Plan ist der wohlbekannte und deshalb immer der selbe: man lässt sämtliche Pläne, Karten und sonstige Orientierungshilfen weg und läuft einfach so lange geradeaus, bis sich was ergibt. Und es ergab sich, dass wir eine sehr schöne, sehr spanische Hafenkneipenstraße entdeckten, an der es sich prima sein ließ.

Hier einige Impressionen:
Sie halten hier Shar-Peis, wie wir Dackel. Ich hätte gern auch so einen. Immerhin hätte ich dann einen Hund, der mehr Falten hätte als ich. Das lenkt ab!
Sandsturm. Der angekündigte Regen wurde kurzfristig wegen der Semana Santa abgesagt. Stattdessen hatten wir Sandsturm. Beeindruckend. Schlecht für die Atemwege, aber durchaus nichts, was man mehr als einmal braucht.
Damit endete der Strand. Jetzt gehts wieder in die Stadt. Prozessionen anschauen. Ich weiß eins genau: wenn ich in meinem Leben noch einmal eine weinende Madonna sehen muss, kotz ich.

Ab morgen wird die Berichterstattung wieder ausführlicher. In diesem Sinne...

Hasta Luego
El Jörch