Auch das schönste Wohnzimmer wird irgendwann mal zu eng. Man muss raus. Sei es auch nur, dass man der Frau beim Saugen und Staubwischen nicht dauernd im Weg ist.
Im Wohnzimmer wohnt auch Pepe, der eigentlich Hektor (glaub ich) heißt, wie ein Maori aussieht, aus Mexiko kommt und in den USA studiert hat. Pepe ist von Don-artiger Präsenz. Irgendwie scheint er immer in der Picasso-Bar zu sein. Er ist immer da und hält Hof. Ich dachte mir also, Pepe ist entweder wirklich der Viertel-Don, dem man Respekt, Orangen und gelgentlich einen Verwantden opfert, doch ich lag daneben. Pepe ist nach aller Leute Aussage ein netter Kerl, der sich von Sprachschülerinnen ernährt und nebenher Geschäftsführer der "Cool"-Bar ist.
Pepe ist Geschäftsmann und Alex war besoffen. Aus dieser Konstellation entstehen in der Regel Geldflüsse. Wenn ich in solch einer Konstellation gefangen bin, fließt sogar noch mehr Geld. Leider immer von mir weg, nie zu mir hin.
Was ich damit meine? Alex lernt also Pepe kennen, Pepe erklärt Alex die Lage und lädt ihn und mich in die Cool-Bar auf einen Chupito ein. "Chupito" ist der spanische Ausdruck für "viel Alkohol auf wenig Flüssigkeit" und heißt soviel wie "Kurzer". Der Kurze im Cool war wirklich kurz, dafür aber auch gelb und schmeckte nach Toilettenreiniger. Meine Vermutung, dass es sich auch genau darum handelte, wurde durch die echt überzeugend einschlagende Wirkung vertrieben. Oder sie haben hier besseren Toilettenreiniger als wir daheim. Wenn das so ist, dann sollte ich mich vor der Abreise mit hiesigem Toilettenreiniger eindecken und die Versuchsreihe daheim fortsetzen.
Doch ich schwiff ab.
Cool-Bar, Chupito und was bleibt? Intensives Chemieztronenaroma der Marke Lever. Dem musste man entgegenwirken und dabei ist Weapon of Choice ein entsichertes Heineken. Kein Problem. Die Bedienung war nett, jung, aus Schweden und ich musste annehmen, dass sie aus rein statisch bedingten Gründen riesige Füße haben musste, um nicht dauernd vornüber zu kippen. Gut, das Bier kam, floss und kickte. Pepe steht an den Schallplattenspielern als wär das noch nicht veraltet und legt Lokalfolklore auf. Irgendein südländischer Rap, der Fluchttriebe in mir weckte. Wenn ich den Fluchttrieb verspüre, muss man mir folgen. "Jörg will gehen!" ist der allgemein anerkannte, aber bisher noch nicht veröffentlichte 7. Satz der Thermodynamik und somit Naturgesetz. "La cuenta, por favor" ist spanisch und heißt "die Rechnung, bitte". Bigfoot brachte die Rechnung und ein Heineken kostet in dem Laden 4 Euro. Klingt normal für Europa, war aber das bisher teuerste Bier, dass ich hier getrunken habe. Der Preis stand in nur eingeschränkter Relation zur Lokalität und in quasi garkeiner zur Qualität des Bieres. Wer einmal Heineken getrunken hat, weiß, worüber ich rede.
Ein Grund mehr, weiterzuziehen.
Proxima estacion, "Zeppelin". Mittlerweile finde ich den Laden. Habe es Harri noch nicht erzählt. Ich bin böse, ich weiß, aber Harri neigt langsam zum Furunkeln: man kriegt ihn, einmal am Arsch, nicht wieder los. Wir waren gegen 11.30 im Zeppelin, mithin viel zu früh. Der dort heimische Barmensch heißt Profé, jedenfalls habe ich das so verstanden, ist bis zur Pankreas tätowiert, spricht leidlich Englisch, ist Basser in der garnichtmal so schlechten Band "Devil's Dandruff" und willig, jeden Musikwunsch zu erfüllen, den man hat, solange noch niemand im Laden ist.
So kam es also, dass Nachts um 12 in einer der wenigen Rockbars in Malaga Paolo Conte "It's Wonderful" zum Besten gab und die Stimmung ins Absurde zu kippen drohte. Erlöst wurde der arme Barmann durch das Auftauchen von Gästen.
Der erste Gast war früher als Wand beschäftigt, sturzbetrunken und so wollt es mir deuchen, homoerotisch orientiert. Er hat sich - natürlich von mir - eine Zigarette geschnorrt und, als ich ihm Feuer gab, die Hand gehalten. Rein überlebenstechnsiche Überlegungen verboten mir die Zärtlichkeit zurückzuweisen. Er teilte mir mit, er kenne Deutschland. Wie schön. Ich werde mir also ein stärkeres Türschloss kaufen müssen, daheim. Später erfuhr ich, nachdem Profé ihn wegen unerlaubten Bierimports aus dem Laden geworfen hat , dass es sich wohl um einen Knacki handelte. Ich schätze mal, er hat wegen verschiedener Sexualdelikte eingesessen. Die freundliche Art und der Schnauzer lassen mich das vermuten. Meine Befürchtung, er würde draußen auf mich warten, haben sich zum Glück nicht als wahr erwiesen.
Der Rest des Abends verlief entspannt und gediegen. Das Bier im Zeppelin ist billiger und besser. So mussten wir uns also anstrengen, den durch das überteuerte Heineken versauten Schnitt durch den Kosnum vieler billigerer Biere wieder zu verbessern. Haben wir getan.
Es muss so gegen 2 gewesen sein, als mich Alex in die ungefähre Richtung meiner Wohnung drehte und sagte "Lauf!". Und ich lief.
Heute Morgen ging es mir den Umständen entsprechend. Meine wiederholt geäußerten Wünsche, mich doch bitte zu töten, wurden allerdings nicht erhört. Ich muss auf diesem Gebiet wohl ein wenig an meinem Spanisch arbeiten.
Heute ist betreutes Trinken mit Antonio. Unter dem Euphemismus "Excursion de bares" geht unser Lehrer mit uns in 3 verschiedene Bars. Wir fangen im Cool an. Wahrscheinlich bekommt er Prozente.
Man wird sehen...
Hasta luego
El Jörch
Donnerstag, 16. April 2009
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