Dienstag, 31. März 2009

Der kleinste große Hafen der Welt!

Tagesprogramm: Conversacion y puerto.

Conversacion

Heute hatten wir zum ersten Mal "Conversacion". Das ist Spanisch und heißt "Konversation". Also miteinander reden. Der Lehrer ist ein bisschen ein Unsympath und heißt Juan. Juan ist wohl so um die 50 Jahre alt, ist aber seither in seinem Job nicht wirklich aufgegangen. Irgendwann kurz nachdem er Lehrer wurde, muss er gemerkt haben, dass er Leute im allgemeinen, Schüler im speziellen und Ausländer gleich mal garnicht leiden kann. Alles in allem keine allzu guten Voraussetzungen, um als Spanischlehrer in einer Spanischschule für Ausländer zu arbeiten. Der Mann versprühte und sprüht ein gewisse Ungeduld. Irgendwie scheint es ihm nicht erklärlich zu sein, dass Leute, die zusammengenommen über einen überschaubaren Wortschatz von ca. 10 Wörtern verfügen, nicht die Art fließend-intellektueller Konversation hervorbringen können, wie, sagen wir mal das spanische Äquivalent des Literarischen Quartetts.

Aber gut, vielleicht muss er sich erst noch an uns gewöhnen. Und vielleicht muss er nochmal in seinen Unterlagen nachhschauen, um herauszufinden, dass wir der Anfängerkurs sind. Wenn er morgen nochmal so rumarscht, erklär ich ihm mal, dass mein Papst mir Inquisition beigebracht hat, und was wir dann mit so Leuten wie ihm machen, wenn wir nicht zufrieden sind.

Das war also die Pflicht.

El puerto

Die Kür, der Hafen. Gäbe es einen Diminuitiv für Hafen, man müsste ihn anwenden. Ich glaube gelesen zu haben, dieser Hafen sei einer der größten in Spanien. Wenn dem so ist, möcht ich die kleinen nicht sehen. Könnte ich dann wohl auch nicht, weil die sich dann in ihrem eigenen kleinen, mikroskopischen Kosmos befinden müssen.

Der Hafen ist klein, unbelebt, an den meisten Stellen hässlich, und an den nicht hässlichen Stellen wird gebaut. Es gab ein Prunkschiff, um die Touris zu beeindrucken. Irgendein auf einen alten Containerfrachte aufgepfropften pseudoauthentischen Mittelalterkanonenbootsegler, der wahrscheinlich noch nie das andere Ende der Mole gesehen hat und nur dazu dient, arroganten und livrierten Oberkellnern eine Heimstadt zu bieten:
Ziemlich nebendran versucht sich "Se Alquila" in den Ruhestand zu rosten. Das ehemalige Flagschiff der 3. Berittenen Königlich Spanischen Bergwacht war zu seinen besten Zeiten ein Tretminenleger zur Sicherung des malaganesischen Strandes, wurde aber wegen schlechter Schwimmeigenschaften frühzeitig pensioniert. Bewaffnet mit einer 24mm Strandhaubitze und mehreren Tonnen grauer Farbe, um die immer wieder auftretenden Rostflecke zu übertünchen, hat auch sie nie das offene Meer gesehen. Die spanische Marine versucht sie momentan an die peruanische Straßenverkehrswacht zu verhökern. Die Verhandlungen stocken, da das Schiff selbst im Trockendock dazu neigt, zu sinken.
Das war auch schon der touristische Teil des Hafens. Im weniger belebten noch aktiven Teil war eigentlich nur ein Schiff von Interesse. Die "Virgen", ehemals "Rusty Nelly", ein Strandgutfrachter unter singalesischer Flagge, der gerade ausgeladen wurde. Wie der Name schon sagt, hat die "Virgen" mehrere Tonnen frisches Strandgut geladen, das nun an den Stadtstränden Malagas malerisch verteilt wird, um dort den Eindruck von zuviel Sauberkeit oder gar nordeuropäischer Ordnung nachhaltig zu zerstören.
Daneben gab es dann nur noch die üblichen neckischen Kleinigkeiten, die einen nachdenklich machen würden, wann man das wollte.

Einige Beispiele:
Kriegsbemalung einer Tür auf der "Atlanti-SS" (das war genauso geschrieben). Hony soit qui mal y pense. Nicht dass sich ein halbwegs geradeausdenkender Mensch auf diese marode Schalupe getraut hätte. Dennoch scheint Abschreckung Not zu tun.
Die "Volcan De Tinache" scheint des öfteren an Land zu liegen, um dort die Propeller probelaufen zu lassen. Anders ist der Spruch nicht zu erklären.
Schöner Sterben in Spanien. Warum auch nicht? Und danach wird die Straße geputzt. Ergibt Sinn!

Hasta luego.

El Jörch

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